Es ist gut einen Vorrat an Landschaftserinnerungen zu haben. So durchsetzt und durchtränkt mit Gegenwärtigkeit von Luft auf der Haut und heißer Sonne überm Schädel. Eingefleischter Ort zum Abrufen, den hol ich her oder denk mich hin: Hintergebirge, Waldlandschaft im Sommer, vom großen Fluß seitlich weg, tiefer ins Waldgebirge.
Und immer gehts mir ums Eisen. Und wenn ich sage altes Eisen, meine ich das vor 1900 mit Holzkohle aus Erz erschmolzene. Mit der richtigen Karte vom Hintergebirge findet man die alten Klausen – hölzerne Stauwerke im Bach – von hier aus haben sie das Holz hinausgeschwemmt zum Fluss und dort gekohlt und damit das Eisen geschmolzen.
Mächtige Stämme sind das hier an der Bachklause, Lärche hält mehr als hundert Jahre im Wasser, lässt die Nägel, die drin Stecken nie wieder aus. Die Nägel aus dem Eisen, da ich meine, in der Landschaft, die so ist, dass es im Sommer nichts Schöneres geben kann. Die Sonne heizt steil herunter, die Blätter lassen was durch – flirrendes Licht aufs strömende Wasser. Selber ist man ein glühendes Eisen beim Eintauchen in den eiskalten Bach – so macht man dem Körper eine unauslöschliche Gegenwart.
Dieser Wald da, ist der zweite oder auch schon dritte nach der großen Schinderei von vor 150 Jahren. Bis auf den letzten Stamm war alles gefällt, hinausgeschwemmt, gekohlt, von Schmelzen und Schmiedefeuern aufgezehrt. Eine Ahnung von dieser aus Wald und Menschen herausgeholten Energie steckt da drin im alten Stahl, wird lesbar als Erinnerung im Material, als Schichten und Linien, die sich abzeichnen (…und Fernseher erzähl mir bitte nichts über den so einmaligen japanischen Schwertstahl …). Hier im Hinterwald geht das Bachwasser weiter über die Steine, gleichgültig, heiter, wirft Sonnenlicht auf die Unterseiteder Blätter und die Waldbachluft macht den Lungen eine Gegenwart …